Support für Seele und Psyche

Leander ist Asperger-Autist. Er ist richtig gut in Mathe und wenn der Rechner im Lehrerzimmer mal wieder streikt, ruft man ihn gern zu Hilfe. Und nein, Leander ist weder ein angehendes Quantenphysikgenielernt noch lernt er Telefonbücher auswendig. Und wie die meisten Autisten kann der 11-Jährige den Namen »Rain Man« nun wirklich nicht mehr hören. Weil er Probleme mit der Reizfilterung hat und der kratzende Kuli seines Klassenkameraden drei Reihen hinter ihm manchmal genauso laut klingt wie die Ausführungen der Lehrer*innen, hilft ihm die Schulbegleitung beim Überwinden jener Hindernisse, die ihm der Autismus hin und wieder in den Weg stellt. Seine Schulbegleitung fungiert als Moderator*in und Übersetzer*in von "Normaldeutsch" ins "Aspergische" und umgekehrt. Leander versteht oft einfach nicht (oder nicht schnell genug), was die Lehrer*innen und Mitschüler*innen von ihm wollen: Er versteht das Gesproche eher wörtlich und nonverbale Kommunikation ist ihm meist ein Rätsel. Das führt oft zu Konflikten. Die Vermittlung durch die Schulbegleitung verhindert, dass diese eskalieren, zu körperlichen Auseinandersetzungen führen. Denn nicht jedes Missverständnis ist so lustig wie Leanders’ eindringliche Aufforderung, man müsse bitte schön jetzt sofort, per Notarzt mit Nadja in eine Augenklinik fahren. Leander ließ sich glücklicher Weise schnell beruhigen und musste hinterher selbst lachen. Nadja hatte mit einem Jungen aus der Parallelklasse Schluss gemacht und die Beziehung mit der ernsten Bemerkung »Liebe macht blind« kommentiert. Inzwischen »geht« Leander mit Nadja – auch wenn der Begriff nun wirklich idiotisch ist: Man geht doch nicht die ganze Zeit, sondern steht, sitzt und liegt doch auch! Seltsame Welt der Neurotypischen! Wie die so ticken, hat Leander dank der dezenten »Dolmetschertätigkeit« durch seine Schulbegleitung in alltäglichen Schulsituationen schon viel besser verstanden. Und umgekehrt. So ist die Welt der anderen für Leander – dessen Autismus im angloamerikanischen Raum nicht ohne Grund auch als Wrong Planet Syndrome bezeichnet wird – nun kein komplett anderer Planet mehr.